Es ist jetzt gut zehn Tage her, dass ich wieder zu Hause bin. Mit der Rückreise hat – bis auf den Teil mit der Deutschen Bahn – alles gut geklappt. Ankommen war eigentlich schön – aber auch irgendwie seltsam.
Der wichtigste Part meiner Heimkehr war wohl der 18. Geburtstag von Josefine. Ich hatte mir auch vorgenommen, nicht jedem von meiner Reise auf den Keks zu gehen – wer fragt, dem erzähle ich gerne und ansonsten wollte ich mich zurückhalten. Wer nicht selber pilgern war, kann das ohnehin nicht richtig nachvollziehen und entsprechend einordnen. Die Pilgerei ist für viele eine verrückte Angelegenheit – maximal Respekt vor der weiten Strecke wird geäußert, was damit aber alles einhergeht – das können die wenigsten wirklich erfassen. Das Pilgern ist für mich mittlerweile eine wunderbare Alternative zum Urlaub geworden. Anders als beim Wandern, läuft man nicht im Kreis, sondern man geht einfach immer weiter – einem Ziel entgegen und das über mehrere Tage. Ist das verrückt? Ich weiß es nicht – aber diese Entschleunigung und Ruhe, die einen irgendwann erreicht ist so wertvoll und prägend, dass sie zumindest mich immer noch begleitet.
Klar bemerke ich auch mit viel Stolz meine körperliche Veränderung. Ich habe mir fest vorgenommen meinen Lebensstil so gut es geht weiterzuführen – insbesondere bei Ernährung und Bewegung … Realität ist – die Ernährung klappt noch relativ gut – mit der Bewegung wird es schon wieder weniger – einfach auch, weil ich gerade mit einem eingeklemmten Nerv im Rücken zu kämpfen habe.
Und der Job? Die erste Woche nach meiner langen Abwesenheit habe ich mich vor allem um Kommunikation und Organisation bemüht. Viele kleine Dinge waren zu erledigen und gerade gegenüber meinen direkten Ansprechpartnern, war es wichtig schnell wieder Kontakt aufzubauen – aber um ehrlich zu sein – auch wenn ich meine innere Gelassenheit beizubehalten versucht, fürchte ich, dass mich das Stressmonster irgendwann einholen und packen wird. Zumindest im Moment lasse ich das jedoch nicht zu. Ich freue mich über neue Aufgaben und auch das immer mal wieder interessierte Nachfragen. Aber was soll man schon auf die Frage: “Na, wie wars” antworten … wie gesagt … wer diesen Weg nicht gegangen ist, kann ohnehin nicht wirklich verstehen, wie es war und was es bedeutet hat. Aber das ist auch nicht schlimm – zumal wir ja gelernt haben: Es gibt nicht DEN einen Weg … jeder Weg ist anders!
Diese Woche ist Himmelfahrt – ich besuche Hagen und werde dann einen ruhigen Abend am Lagerfeuer im Garten verbringen. Vielleicht sind noch andere dabei – falls nicht – auch nicht schlimm. Und was kommt? Ich versuche Antje davon zu überzeugen, mit mir gemeinsam pilgern zu gehen – nächstes Jahr vielleicht. Ob es klappt? Keine Ahnung … aber es wäre schön und der portugiesische Weg ist sehr schön und einfach zu bewältigen.
Meine Zukunftspläne? Ich habe viele Ideen, aber im Moment leider nur wenig Spielraum. Fakt ist jedoch – diese Freiheit und unbekümmerte Lebensweise … ich bin (irgendwie) froh, dass ich sie jetzt erst kennen gelernt habe … hätte ich diesen Weg früher beschritten – ich weiß nicht, ob ich jemals zurückgefunden, mein jetziges Leben gelebt hätte … Ob das gut oder schlecht ist? Wer weiß … aber ich bin froh, dass ich diesen Weg gegangen bin – zum zweiten Mal und nicht erst, wenn ich noch älter bin.