Ich fasse die beiden Tage zusammen – zum einen ist gar nicht genug passiert und zum anderen war ich gestern schlicht zu müde, um noch viel zu schreiben – aber von Anfang an …
Die Anreise mit dem Nachtzug hatte gut geklappt. Der Zug war sehr pünktlich und grundsätzlich ist das eine gute Art der Reise aber man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass man super ausgeruht ankommt – trotzdem ist es unruhig – der Zug brummt und richtig erholsam schlafen geht so gut wie nicht.

Im Regionalzug von Bayonne nach Saint Jean Pied de Port habe ich kurz mit dem Gedanken gespielt erstmal vor Ort zu bleiben und einen Tag später zu starten – schon auch weil ich ungeduscht war und eigentlich nur in ein Bett wollte … (Ja – auch das hatte ich nicht bedacht mit dem Nachtzug)

Im Pilgerbüro habe ich mir erstmal den Stempel geholt und mir die Erklärungen für die erste Etappe angehört – und prompt alles umgeworfen – das Wetter war gut und es sollte nur gegen 15 Uhr mal kurz regnen – laut Pilgerbüro aber nur sehr wenig … Also sollte es doch die Napoleon Route über die Pyrenäen werden … erstes Ziel Orisson – dort wollte ich ja ursprünglich bleiben aber leider gab es laut Buchungssystem erst Ende Mai wieder Betten – bis Roncesvalles waren es 24 km … und 1800 Höhenmeter.
Es ging also los – ich sammelte noch ein bisschen Proviant und Wasser ein und stapfte über die berühmte Brücke Richtung Orisson.

Es war ja nicht mein erster Camino und sowohl auf dem Norte als auch auf dem Primitivo gibt es einiges an Höhenmetern zu überwinden … aber … auf den Primitivo hat man 4 Tage bevor der erste größere Anstieg kommt und erst nach 6 Tagen kommt die berühmte Hospitales Route – man ist dann bereits vorbereitet und kann das ganz gut wegstecken … auf dem Norte geht es zwar gleich hoch aber die ersten Tage nie mehr als 400m pro Anstieg – auch schaffbar … der Frances jedoch empfängt dich gleich mit der Überquerung der Pyrenäen.
Man geht am ersten Tag auf 1450m hoch (und ab und zu noch mal runter – was echt frustrierend sein kann aber nur so kommt man auf die 1800 Höhenmeter), nur um dann wieder den Berg hinunter zu steigen – und ja das klingt erstmal gar nicht so schlimm aber zum einen sind die Anstiege bis Orisson wirklich heftig so das man echt aus der Puste kommt, zum anderen gibt es nur wenig Schatten und selbst wenn es von den Temperaturen her passt, macht einem die Sonne doch echt zu schaffen – aber gut … Ich wollte das so und wenn man den ersten Tag übersteht, ist der Rest ein Klacks – sagt man …






Ich hab mich also den Berg rund 800 Höhenmeter hoch gekämpft … gegen 13 Uhr konnte ich Orisson sehen – und die Terrasse zum ausruhen … und den steilen Anstieg dahinter … ich hatte noch rund 17 km vor mir und in der Geschwindigkeit würde ich Roncesvalles nicht vor 19 Uhr erreichen … Egal … vielleicht haben sie ja doch ein Bett?
Ich versuchte mein Glück und siehe da – ein Bett zu kriegen war kein Problem – zwar für happige 50 Euro aber zumindest war das Abendessen und Frühstück auch dabei. Ohne lange zu zögern entschied ich mich zu bleiben – legte mich nach einer ausgiebigen Dusche in meine Koje und sackte sofort weg – und schlief bis zum Abendessen durch.
Es stellte sich heraus, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte denn der kurze Regen mit wenig Regenmenge entpuppte sich als zweistündiger Wolkenbruch – ich wäre mitten am Berg ohne jeden Schutz klitschnass geworden. Puh!

Die Natur belohnte mich mit einem doppelten Regenbogen.
Das Abendessen war reichlich und die Runde recht bunt und gesellig- gegen 22 Uhr ging es wieder in die Koje – Frühstück gab es um 7 und um 7:30 mussten wir wieder los sein. Darauf wurden wir mehrfach hingewiesen 😂.
Da ich in dem Zimmer nur einen weiteren Pilger hatte verlief die Nacht recht ruhig – ich konnte gut schlafen und war um 6 Uhr wach – konnte in Ruhe ins Bad, meine Sachen zusammen packen und pünktlich beim Frühstück sein.
Draussen war es neblig und sehr frisch aber es sollte kein weiterer Regen kommen – eine viertel Stunde später war ich auch schon wieder unterwegs. Der Anstieg sollten heute nicht so schlimm sein aber zum einen stellte sich nach ungefähr einer halben Stunde dichter Nebel ein und zum anderen war es sehr kalt und windig – irgendwann hatte ich dann alle mir zur Verfügung stehenden Schichten an – 3 Merino Oberteile, Windstop und Nanofaser Jacke … langsam ging es.
Nachdem das Kälte Problem gelöst war musste ich mich doch sehr auf den Weg konzentrieren – Sichtweiten von weniger als 20m machten es durchaus zu einer Herausforderung, die Wegweiser nicht zu übersehen – zumal man nach 4 km den befestigten Weg verlassen muss und querfeldein geht.




Mit etwas Vorsicht war es aber gut möglich den ersten Gipfel zu erreichen. Das Terrain war ziemlich uneben aber nach gut drei Stunden war ich über den Berg – es ging erst einmal leicht bergab und durch einen kurzes Waldstück – es dauerte aber noch einmal rund 30 Minuten bis ich letztendlich Spanien erreicht habe und dann mit dem Abstieg nach Roncesvalles beginnen konnte.




Bis Roncesvalles waren es letztendlich rund 19km – ich holte mir meinen Stempel im Kloster und ging anschließend in eine Taverne für meinen ersten Café con Leche und Bocadillo con Queso – herrlich … nach rund 30 Minuten Pause ging es weiter. Ziel war es, weitere 7km bis Espina zu gehen – gegen halb vier habe ich mein Tagesziel erreicht. Morgen werde ich sehen wie weit ich komme – das Wunschziel ist Pamplona aber wenn ich vorher bereits eine Herberge sehe und müde bin, dann werde ich wohl vorher schon einkehren …


Mein wichtigstes Ziel für diesen Camino – ich gehe meinen Weg … mir offenen Augen und ohne Stress – ich halte dort wo ich will und werde mich nach keinem Etappenplan richten … es ist mein Weg …