Die Nacht war ziemlich kräftezehrend, denn die vermeintliche Klimaanlage stellte sich in Wahrheit als Heizaggregat heraus. Einer der Italiener hatte es vor dem schlafen gehen aktiviert und es lief – als es in der Nacht im Raum immer wärmer wurde, bin ich aufgestanden und wollte es umdrehen – dabei fiel mir auf, dass es heiße Luft in den Raum blies, woraufhin ich das Gerät abgestellt habe – kein Wunder dass im Raum über 30 Grad waren!
Der Tag begann dann bereits um 5 Uhr. Durch meine italienischen Bekannten, die bereits früh starten wollten, kam sehr früh Bewegung auf in unserem Schlafsaal – und das obwohl sie sich sehr viel Mühe gegeben haben, keinen Lärm zu machen. Nachdem sie dann fertig waren, entschied auch ich mich dazu meine Sachen zu packen und duschen zu gehen.
Gegen 6:00 Uhr war ich dann soweit – der Besitzer der Herberge wollte noch ein Foto machen, verabschiedete sich und ich stiefelte los.
Der Weg führte heute zwar anfänglich noch über die Straße aber ab Arcade wurde es echt angenehm. Bis Ponteverda lief ich fast ausschließlich über alte Römerstraßen durch Wälder und vorbei an Weinbergen.
Die Kilometer liegen förmlich an mir vorbei und ich war relativ zeitig in Pontevedra. Die Stadt machte einen deutlich angenehmeren Eindruck als zuletzt Vigo, hatte noch sehr viel alte Infrastruktur und war auch sonst ein sehr angenehmer Ort. Mich zog es zum Convent in die große Kirche, wo ich eine Weile saß und mich erholte. Irgendwann füllte sich die Kirche zunehmend und ich realisierte, dass ein Gottesdienst bevorstand – es war Sonntag!
Da ich nicht weiter stören wollte, und sich keinen ganzen Gottesdienst schaffte, packte ich meine Sachen und zog weiter.
Während ich mich der Stadtgrenze von Pontevedra näherte, signalisierte mir mein Körper, dass ich mir die weitere geplante Entfernung wohl werde abschminken können … ich war bereits 22 km gelaufen und würde wohl keine weiteren 14 schaffen – ich entschied mich dazu erstmal weiter den Pfeilen zu folgen – mit würde schon was einfallen dachte ich mir.
Mit der Zeit kriegte ich mit, dass mir zwei weitere Pilger dicht auf den Fersen waren. Da ich mich eh kurz ausruhen wollte, setzte ich mich hin und wartete kurz. Die Pilger stellten sich als zwei Cousinen aus der Nähe von Frankfurt heraus, die die nächste Herberge in ca. 8 km ansteuerten – das klang schaffbar.
Der Weg verlief wieder etwas besser und vor allem wieder durch dichtere Wälder, was bei der Hitze auch echt angenehm war – zumal es konstant bergauf ging.
Aus den 8 km wurden am Ende beinahe 10 aber am Ende erreichten wir eine ziemlich coole Herberge am Rand von Briadorio mit Freibier, einem Grillbuffet und ner echt coolen Atmosphäre. Nach 33 km wurde es Zeit zu duschen, ein kühles Bier zu trinken und sich nett mit den anderen Pilgern zu unterhalten.
Mein Fazit für heute:
- Es geht immer weiter – egal was kommt
- Ich bin keine 30 mehr – so sehr ich mir das auch wünsche
- Irgendwas ist immer – hör auf zu jammern und nimm es, wie es kommt – dann passt das auch
- Heute waren es mehr als 33 km
- Am 27. erreiche ich Santiago – ich habe nur noch 3 Tage für geistige Klarheit
- Freibier ist was tolles – in diesem Sinne: Buon Camino