Der heutige Tag sollte der bislang anspruchsvollste werden – doch erst einmal wurde unsere zum trocknen aufgehängte Wäsche frecherweise vom Regen überrascht und war alles andere als trocken – und wir dann auch … der Tag begann also mit Sprühregen und viel Wind. Wir haben die nassen Klamotten erst einmal notdürftig in Plastiktüten verstaut – Handtücher an den Rucksack geklemmt, damit sie dort trocknen können und sind los marschiert auf der Suche nach Kaffee. Zur Tür Raus, setzte noch mehr Sprühregen und noch viel mehr Wind ein – egal – in Germany we say „wir sind doch nicht aus Zucker … oder so“
Die obligatorischen Fotos am Wahrzeichen von Esposende waren schnell gemacht und ein Café war auch bald gefunden. Der Kaffee war gut und als die portugiesischen Medien Nachrichten aus Thüringen brachten, wollte man sich gar nicht mehr als Deutscher zu erkennen geben …
Wir warteten bis der schlimmste Regen rum war, unterhielten uns noch kurz mit Pilgern aus Trier und stapften dann von dannen – über Holzwege die Coastal Line Litoral Norte entlang – ein neu eingerichteter Weg, der eine schöne Alternative zum klassischen Pilgerweg darstellte.
Zu dem Weg gehörten auch rund zwei km langer Strand – erst viel Kies, später dann Sand … wenn der Regen nicht gewesen wäre – aber selbst so war es herrlich … wir waren zeitweise die einzigen zwei Menschlein Seelen dort
Die Wege waren zwar zeitweise auch sehr anstrengend aber bis Amorosa ging es eigentlich sehr gut! Kurz vor Amorosa machten wir eine ausgedehnte Pause und verspeisten unser mitgebrachten Proviant mit Blick auf den Atlantik – was wirklich ein toller Ausblick war!
Nach einer ausgedehnten Pause ging es dann weiter Richtung Amorosa. In Amorosa angekommen, wollten wir dem in der Camino Ninja App ausgezeichneten Weg folgen – es lief sich also wieder eine Weile über Holzstege, die dann allerdings urplötzlich in einer Wanderdüne verschwanden.
Etwas ratlos auf die App blickend versuchten wir dem Weg zu folgen in dem wir die Düne umgehen wollten … ja Pustekuchen! Die Düne war viel zu stolz auf ihr Werk um sich einfach schnöde umgehen lassen zu wollen – wir kletterten, rutschten und fanden schließlich den Weg, den wir gehen wollten, dieser hatte uns aber ausgelacht, denn mittlerweile war er zugewachsen und sozusagen unpassierbar geworden – also suchten wir weiter – zurück war jedenfalls keine Option!
Irgendwie mit viel Kletterrei, und der Rache der Wanderdüne im Gesicht – in Form von schmiergelpapierartigem Sabdstrahlgebläse, schafften wir es um die Düne und über die Düne und um das Gestrüpp herum und fanden die Überreste eines Holzpfades, dem wir folgen konnten
Der Pfad wurde dann ganz heimelig – wir waren komplett alleine unterwegs und kämpften uns ca. 4km durch eine Gegend, die vermutlich vor ein oder zwei Neujahren der Natur überlassen wurde – und die ist da gnadenlos effizient im Rückbau menschlicher Hinterlassenschaften.
Die Nutzung des Pfades hat uns gut zwei Stunden extra und sehr viel Kraft gekostet aber gegen 17 Uhr und nach 28,5km haben wir Viano do Castelo erreicht – müde, mit schmerzenden Füßen aber zufrieden
Morgen geht’s nach A Guarda … dann verlassen wir Portugal und erreichen Spanien!
Dann heißt es nicht mehr Bom Caminho sondern Bon Camino! In diesem Sinne … Gute Nacht