Dieser Tag hätte so gut starten können – ok die Nacht hätte ruhiger verlaufen können – aber was soll’s – ich wurde pünktlich wach und fing an meine Sachen zu packen, machte mich frisch, zog mich an und trank noch einen Kaffee. Kurz nach 7 Uhr brach ich auf – meine Füße spielten recht gut mit.
Ich kam etwa 3,5 km weit als mir die Frage nach meinem Pilgerausweis in den Kopf schoss – ich hatte ihn nicht in der Seitentasche – erst hab ich den Gedanken weggewischt Aber mir schwante übles – ein paar Meter weiter wollte ich Gewissheit, setzte den Rucksack ab und begann zu suchen … Long story short – ich hatte ihn nicht dabei …
Es ging zurück und ich verfluchte mich – allerdings war es dunkel und ich habe im Licht meiner Taschenlampe eingepackt … mir fiel ein, dass ich gestern Abend eine andere Hose anhatte in der auch der Pilgerausweis war – und nach einem kurzen Check fiel auf – auch die Hose war nicht da. Mir war klar was passiert ist – Hose samt Ausweis mussten an der Seite vom Bett runter gerutscht sein.
Um es kurz zu machen – einiges Gelächter von den älteren Herren, die die Herberge führten und ungefähr 10 km später war ich wieder da, wo ich festgestellt hatte, dass mein Ausweis fehlt … meine Füße schmerzten sehr und ich hatte zwei Stunden verloren … aber zumindest hatte ich ihn wieder.
Nunja … kommen wir zum eigentlichen Tag zurück – ich befinde mich immer noch im Baskenland und war nun auf meinem Weg nach Gernika. Es ging weitgehend durch Wald, über Hügel und an Farmen vorbei.
Die Höhenmeter bereiten mir an sich kaum noch Probleme aber meine Füße sind echt ein Problem – mittlerweile hat sich auch am rechten Fuß eine Blase gebildet – was schlicht daran liegt, dass ich ihn mehr belaste.
Mein Weg führte mich über einen sehr steilen Anstieg und anschließend über eine alte römische Straße zur Monasterio de Zenarruzza. Die Straße war stellenweise erstaunlich gut in Schuss Und bald konnte man das Kloster sehen.
Das Kloster hatte eine tolle Kapelle, die ich ganz für mich alleine hatte – ich blieb etwa eine halbe Stunde und nach dem Kloster ging es dann in den Wald. Der Pfad führte mitten durch ein dichtes Waldgebiet und über die nächsten Hügel.
Hinzu kommt, dass es heute sehr stürmisch war. Meine Fußprobleme haben mich vielleicht auch ein bissel gerettet, denn die Windböen waren heute teilweise so stark, dass Bäume umgefallen sind – nunja und ich war im Wald unterwegs – zwischen dürren Kiefern – plötzlich tat es einen Schlag und ich sah etwa 100 Meter weiter eine Baum umfallen – mitten auf den Weg … der Baum war schon alt aber einen gehörigen Schrecken hab ich schon bekommen.
Es krachte auch weiter entfernt immer wieder – ich setzte meinen Hut ab und beobachtete meine Umgebung nun sehr genau und sah zu, möglichst bald aus dem Wald heraus zu kommen. Das nächste Ziel sollte Munitibar sein – das Herz des Baskenlandes.
Ich war ganz schön durch als ich dort endlich ankam – es war mitten in der Siesta und ich hatte befürchtet, dass alles zu hatte – aber ich hatte Glück und bekam noch etwas zu essen – die Wirtin muss Mitleid gehabt haben – jedenfalls kam sie an und füllte meine Schale nochmal auf – es gab Kirchererbseneintopf mit Chorrizo – sehr lecker!
Meine Pause währte nicht sehr lang – es lagen ja auch noch gut 16 km vor mir … ich wollte Gernika unbedingt erreichen. Also ging es weiter …
Die weitere Strecke war wenig spektakulär- viel gerodeter Wald, Straße und immer wieder alte Gehöfte. Ich musste auch immer öfter Pausen einlegen … das machte die vor mir liegende Strecke nicht besser.
Irgendwann erreichte ich dann den Abzweig nach Olabe – ab hier ging es fast nur noch an einer Strasse entlang – naja ich hätte auch den Berg überqueren können – aber das hätte ich heute nicht mehr geschafft. Weitere 5 km später konnte ich Gernika sehen – es waren nur noch wenige km.
Nach einer schier endlos scheinenden Zeit erreichte ich dann endlich Gernika – Apotheke, Supermarkt – Unterkunft – das war’s … ich bin platt, meine Füße kribbeln und ich werde jetzt erstmal ausgiebig duschen.
Fazit: Karma is a bitch … wieso? Ich habe den Eindruck, dass ich die Strecke, die ich gestern eingespart habe, heute drauflegen musste …
Ansonsten – ja es wird langsam besser – die körperlichen Strapazen schaffen mich nicht mehr so extrem – wenn da nicht die Füße wären … aber auch dafür werde ich eine Lösung finden.