Am heutigen Tag sollte es von Melide Richtung Santiago gehen – geplant war als Minimalziel die Stadt Arzue – eine Stadt, die zwar nur 15 km entfernt war aber die am Ende so furchtbar hässlich, dass ich dort nicht bleiben wollte.
Auf dem Weg nach Arzua traf ich Mischa wieder – ein Pilger aus Tübingen, dem ich die letzten Tage immer mal wieder über den Weg gelaufen bin. Seine bisherige Begleitung hatte leider aufgeben müssen, so dass er wieder alleine unterwegs war. Wir unterhielten uns eine Weile und beschlossen dann den Weg gemeinsam fortzusetzen – eine sehr gute Entscheidung, denn Mischa stellte sich als ausgesprochen angenehmer Wegbegleiter heraus mit dem ich auf vielen Ebenen auf einer Wellenlänge war.
Ich berichtete von meinen Problemen mit meiner Knöchelsehne und er gab mir etwas von seiner Voltarencreme, mit der ich das Bein an den geschwollenen Stellen eincremen sollte. In Arzua machten wir kurz halt und weil das Wetter so gut war und ich jemanden hatte, mit dem ich mich gut unterhalten konnte und wir auch vom Tempo kompatibel waren, entschied ich weiter zu gehen – Salceda war das neue Minimalziel. Und es lief gut!
Am Ausgang von Arzua quatschte uns eine Kölnerin an, die sich uns dann ebenfalls anschloss- wir waren nun also zu dritt unterwegs. Die Gesprächsthemen wurden vielfältiger und so verging die Zeit auf dem Weg nach Salcede wie im Flug. Dort machten wir noch mal eine Pause. Salcede selbst war eine Ansammlung weniger Häuser an einer Hauptstraße – die Vorstellung am nächsten Tag von hier zu starten machte mir keinen Spaß. Damit wurden aus 15 km am Ende dann doch eine Tour von rund 35 km.
Nach 10 Stunden Fußmarsch kamen wir schließlich in O Pedrouzo an. Ich hatte zum Glück nichts reserviert – von vielen Pilgern hatte ich gehört, dass die Xunta de Galicia die Coronapause dazu genutzt hatte, die öffentlichen Herbergen zu modernisieren oder gar komplett neu zu bauen – der Standard hatte sich enorm verbessert und war teils besser als in den privaten Herbergen. Also ging ich in die öffentliche Herberge und wurde nicht enttäuscht.
Am Abend trafen wir uns noch mal mit Luisa, Simona, Anne, Kylie, Mischa, Pedro und Junar. Es ging in die Pilgertaverne, wo wir den letzten Abend noch einmal gemeinsam aßen, tranken und viel lachten. Dieser Camino war wirklich anders! Um 22 Uhr mussten wir in der Herberge sein – die Türen waren ab da verschlossen und man kam nicht mehr herein. Diesmal klappte aber alles!