Nachdem ich gestern in Santiago de Compostela angekommen war, hatte ich einige Zeit mir die Stadt anzusehen, den Gottesdienst zu besuchen und meine müden Füße ein wenig auszuruhen. Der heutige Tag stand im Zeichen der Rückkehr nach Porto – mein Bus sollte um 16:45 Uhr fahren.
Anfangs war das Wetter in Santiago noch sehr schön, aber mit der Zeit zogen Wolken auf und es wurde doch recht kühl. Ich entschied mich dazu die Kapelle der Pilger noch einmal aufzusuchen und dort einige Zeit zu verbringen und meine Reise noch mal Revue passieren zu lassen. Anschließend ging ich noch mal zur Kathedrale und schlenderte dort durch die Seitenstraßen – auch auf der Suche nach geeigneten Mitbringseln für meine Lieben zu Hause.
In Santiago ist zwar einiges los, sehr viele Pilger sind unterwegs und Touristen aber das Gewusel, von dem ich gehört hatte, habe ich nicht entdecken können.
Es gibt außerdem sehr viele Touristen- und Souvenirläden – man kann hier glaube ich sehr viel Geld lassen. Da mein Rucksack mittlerweile doch sehr schwer wurde, entschied ich mich dazu in einem Café etwas abseits eine Kleinigkeit zu essen und einen Kaffee zu trinken und dort in Ruhe mein Buch zu lesen. Gegen 14:00 Uhr machte ich mich dann auf den Weg zum Busbahnhof – wohl wissend dass ich wohl auch dort noch einige Zeit dort noch verbringen würde. Aber ich wollte Abschied nehmen und nicht weiter ziellos durch die Gegend laufen.
Der Busbahnhof ist keine Schönheit aber er erfüllt seinen Zweck. Es gab eine große Wartehalle, in der ich es mir bequem machte und auf die Abfahrt meines Busses wartete. Die Zeit vertrieb ich mir mit lesen und Musik hören.
Der Bus war pünktlich und als ich dann letztendlich im Bus in Richtung Porto saß und er auf die Autobahn abbog, wurde mir richtig wehmütig zumute. Wir fuhren vorbei an Wäldern und Hügeln und meine Gedanken hingen wieder am Camino und dem Gefühl, dass ich damit verband und am liebsten wäre ich ausgestiegen und wieder losgelaufen.
Auch wenn es nur zwei Wochen waren, war dies eine wirklich schöne und sehr tiefgreifende Erfahrung. Ich habe so viele schöne Dinge gesehen, so viel erlebt und so viel erfahren, wie lange nicht mehr.
Es ist doch so:
Man ist mit so einer Geschwindigkeit im Leben unterwegs, dass man gar nicht mehr nach rechts und links sieht und sich nur auf das nächste Ziel konzentriert. Dabei vergisst oder übersieht man völlig, was einen umgibt und was man bereits hat.
Wir haben verlernt das zu schätzen und zu achten, was wir haben weil wir immer nur auf den nächsten Schritt fixiert sind. Als ich im Bus war habe ich festgestellt, wie anders die Welt aussieht wenn man sie einfach nur mit dem Auto durchquert verglichen damit wie groß und schön sie ist, wenn man sich die Mühe macht und die Zeit nimmt, sie zu Fuß zu durchqueren.
Wir sind umgeben von so viel Schönheit und so viel Leben und wir kriegen es überhaupt nicht mehr mit. Und eigentlich ist das ziemlich traurig denn wir verpassen damit unglaublich viel was unser Leben eigentlich bereichern würde.
Mein Fazit:
- Ich versuche wieder mit offeneren Augen durchs Leben zu gehen
- Ich versuche mir zu bewahren was ich in den letzten zwei Wochen gesehen und erlebt habe
- Ich will mich wieder mehr auf das Hier und Jetzt konzentrieren
- Ich will wieder lernen das zu schätzen und zu lieben, was ich habe
- Ich will wenigstens die Hälfte davon schaffen
- Ich wünschte, Antje wäre dabei gewesen
Ich bin noch nicht mal einen Tag wieder in Porto und vermisse die Zeit jetzt schon – einfach laufen – Vorwärts kommen und immer neue Wege beschreiten. Ich habe Angst vor dem was auf mich wartet – oder auch nicht wartet und ich habe Angst vor dem Loch in das ich fallen könnte …
Dies war sicher nicht mein letzter Camino … Dies war aber mein letzter Eintrag hierzu … an alle die sich die Zeit und Mühe gemacht haben das zu lesen … habt vielen Dank! Ich hatte eine wirklich schöne Zeit und es hat mir viel Spaß gemacht all diese Zeilen zu schreiben – für euch und auch für mich …
Buon Camino!