Tag 24 – Ponferrada nach Trabadelo

Heute habe ich noch mal eine längere Tour geplant – Hintergrund ist der morgige Aufstieg um 800 Höhenmeter, um aus dem Kessel von Ponferrada zu kommen. Die Entscheidung noch mal 35 km am Stück zu gehen führt dazu, dass es morgen nur 18,5 km sind und ich somit nicht vollkommen übermüdet in O Cebreiro ankomme und einigermaßen ausgeruht den starken Anstieg hinter mich bringen kann.

Der Weg aus Ponferrada führte erst einmal entlang eines Flusses durch einen Park, bevor man das Stadtgebiet verlässt und beinahe nahtlos die nächste Ortschaft erreicht – der Weg führte bis zum eigentlichen Etappenziel Villafranca del Bierzo fast ausnahmslos über asphaltierte Wege und entlang der Straße ohne Schatten durch die pralle Sonne – nur die letzten km bis Villafranca gingen an Weinbergen entlang. es war heute auch ein häufiges auf und ab. Was bei der Wärme doch recht kräftezehrend war.

In Villafranca del Bierzo war ich gegen 13:30 Uhr angekommen und wollte erst einmal Pause machen und was essen. Allerdings schienen sämtliche Kneipen geschlossen zu sein und auch die Supermärkte hatten geschlossen – was ziemlich ungewöhnlich war. Ich stand vor einem Plus, der eigentlich offen sein sollte, in dem es aber vollkommen dunkel war. Als ich irritiert weiter ziehen wollte, hat mich jemand herein gerufen – ich habe etwas zu trinken und einen Apfel kaufen können und gleichzeitig erfahren, dass es wohl ein großflächiger Stromausfall sei.

Erst einmal habe ich mir nichts dabei gedacht, mein Essen und mein Getränk geschnappt und bin weiter gegangen. Nach ungefähr einem km musste ich leider feststellen, dass ich meinen mittlerweile sehr geschätzten Wanderstab hatte stehen lassen, als ich Apfel und Getränk in Empfang genommen hatte – jetzt galt es zurück zu gehen – meine Stab wollte ich nicht zurücklassen – das hat mich viel Kraft gekostet, denn ich musste vor 14 Uhr beim Supermarkt sein – die offizielle Schließzeit. Aber es hat sich gelohnt – die Besitzer waren schon am abschließen aber als sie mich sahen, brachten sie mit den Wanderstab und wünschten mir Buen Camino!

Jetzt brauchte ich erst einmal eine Pause und begann zu recherchieren, was es mit dem Stromausfall auf sich hatte – offenbar war nicht nur ganz Spanien sondern auch Portugal und Frankreich betroffen. Ein massiver Blackout in der Größenordnung war besorgniserregend – zumal angeblich eine Gewisse Wahrscheinlichkeit eines Cyberangriffs bestand.

Ich dachte erst einmal nicht drüber nach – der Stromausfall bestand wohl schon eine Weile aber ich hatte immer noch Netz. Wie ich es dachte war auch mein Empfang weg. Es half nichts … Ich musste weiter, denn ich hatte noch mindestens zehn Kilometer vor mir … schlimme zehn Kilometer. Es ging die ganze Zeit durch die Pralle Sonne an einer Straße entlang – keinerlei Möglichkeit sich auszuruhen. Ich traf drei weitere Pilgerinnen. Zwei meinten, dass sie sich auch auf dem Weg zu meinem Quartier befanden – ich hatte zwar ein reserviertes Bett aber er weiß … Ich ging wieder etwas zügiger und kämpfte mich Kilometer um Kilometer voran – gegen 16 Uhr erreichte ich endlich mein Ziel – und siehe da … es gab noch zwei Betten … ich war wirklich froh, dass ich mich dazu durchgerungen hatte, zügiger zu gehen … Ich hätte sonst evtl. mein Bett nicht bekommen.

Jetzt liege ich hier ohne Netz, ohne Strom und sinniere darüber, ob denn die zehn Stunden zur Wiederherstellung realistisch sind, oder ob der Worst case eintritt und das Netz europaweit vollständig zusammenbricht. Ich bin gespannt! Ich habe für etwa zwei – maximal drei Tage Bargeld … viel darf nicht passieren.

Tags:

Kommentare sind geschlossen