Vor der heutigen Etappe hatte ich richtig Respekt. Die Hospitales Route führt über einen Bergkamm entlang drei ehemaliger historischer Pilgerherbergen. Der erste Aufstieg geht um 700m auf 1220m und dann rauf bis auf 1320m … dazwischen liegen immer wieder Auf- und Abstiege. Es versprach richtig anstrengend zu werden und das Wetter war dabei der größte Unsicherheitsfaktor. Hinzu kommt, dass auf der gesamten Strecke von 26km keinerlei Versorgungsmöglichkeit existiert. Was ich brauche, muss ich mitschleppen. Ich hatte also 2L Wasser und allerlei Obst und Nüsse im Gepäck.
Das Wetter selbst hätte nicht besser sein können. Am Himmel war früh keine Wolke und zumindest zu Beginn der Etappe sah auch nichts danach aus. Es ging also die ersten 2 km zum Einstieg, dabei begleitete mich ein wunderbarer Sonnenaufgang.
Dann sollte es recht schnell ernst werden – noch konnte ich mich umentscheiden, aber mein Entschluss stand fest. Ich wollte dieses Mal bei einer schwierigen Etappe nicht wieder einen Rückzieher machen. Also bog ich ab und stieg langsam den Berg hinauf.
Die ersten Anstiege waren sogar noch relativ gut zu bewältigen. Der Weg zog sich langsam dahin und dann erreichte ich die letzte Siedlung mit einer kleinen Kapelle – danach führte der Weg steil bergauf. Hier hatte es vor wenigen Wochen einen Waldbrand gegeben – man konnte schon aus der Ferne die Spuren erkennen – die allermeisten Bäume sind abgestorben und verkohlt – auch das Unterholz war flächendeckend verbrannt – es roch immer noch stark verkohlt. Es wird Jahre dauern, bis sich die Natur hier wieder erholt – wenn überhaupt.
Mir wurde auch im Laufe des Tages klar, wie groß das Ausmaß der Zerstörung war. Es war nicht etwa nur der erste Hang betroffen – nein die Brandspuren zogen sich entlang der gesamten Hospitales Route – überall hatte das Feuer gewütet und so sehr wie der Wind auch heute blies, wundert mich das nicht. Gerade das Gestrüpp am Boden ist hier arg gefährlich im Falle eines Feuers.
Der Wind … ja das Wetter war wirklich gut – aber es war arschkalt und der Wind zog heftig , was das Kältegefühl nur verstärkte. Ich war froh, dass meine Jacke recht gut isoliert hat. Gefroren habe ich trotzdem immer wieder. Ich schon auch immer wieder Ruhepausen ein, denn der Aufstieg mit dem Rucksack war schon sehr anstrengend. Die Aussicht allerdings hat mich wieder belohnt. Die Mühe war es wert – anders als letztes Jahr bei Mondoñedo hatte ich dieses Mal einen herrlichen Ausblick!
Der Weg führte dann über den Bergkamm wieder hinunter. Ich war heilfroh, dass es nicht regnete, denn der Pfad der vom Berg hinunterführte war sehr schmal, steil und voller Geröll. Hier haben die Füße wirklich viel auszuhalten gehabt … als Ich den steilsten Abstieg hinter mir hatte, habe ich letztlich auch die Schuhe getauscht und wieder die leichteren Schuhe angezogen. Damit liefen sich die letzten 9km etwas leichter. Die Sonnw kam auch wieder heraus und so konnte ich endlich meine Jacke ausziehen und die Wärme auf den letzten Km genießen. Eine letzte Ruhepause und dann ging es ins Quartier nach Berducedo.
Wärmer hätte es heute nicht sein dürfen – ich hatte nur 2 Liter Wasser mit und etwa 4 km vor Etappenende ist mir das Wasser ausgegangen – wär es wärmer gewesen, wär das viel früher passiert- das hätte auf der Etappe wirklich zum Problem werden können. Aber ich hätte andererseits auch gar nicht gewusst, wie ich weitere 2 Kilo hätte schleppen sollen …
So bin ich nun endlich da und fühle mich doch ziemlich wohl. Morgen gehts nach Grandas de Salime. Eine kürzere Strecke aber ein heftiger Abstieg – wir sind noch auf 900m und laut meinem Buch geht es 700 Meter abwärts. Ich hoffe sehr, dass das Wetter morgen noch mitspielt.
Über das Warum und wieso und so weiter versuche ich morgen mal meine Gedanken zu sammeln.