Tag 5 – Puente la Reina – Villamayor del Mondajin

Die Nacht im Hostel war ziemlich erholsam – eine weitere Dusche mehr als angenehm – geradezu erholsam! Alles zusammengepackt ging es dann auch kurz nach 7 Uhr los.

Der Weg ging durch den historischen Ortskern zur Brücke der Königin und dann wieder in die Natur – es versprach wieder ein sehr sonniger Tag zu werden – was Fluch und Segen zugleich war …

La Reina war eines der Hauptetappenziele, daher starten von hier auch einige Pilger … Aber so richtig bin ich mit noch keinem ins Gespräch gekommen – irgendwie schwebt jeder so in seiner eigenen Blase … und es stört mich gerade auch überhaupt nicht, denn eigentlich möchte ich mich gerade auch mit niemandem so wirklich unterhalten. Ich genieße die Natur und davon hat’s hier reichlich.

Der heutige Tag sollte an wenigen kleinen Ortschaften bis Estella gehen – offizielles Etappenziel – ich plante aber noch 10km mehr ein bis Villamayor – ein kleines Dorf auf einem Berg mit einer netten Herberge. Der Start ließ sich auch gut an – ich wusste es würde ein paar Höhenmeter geben, aber womit ich nicht so richtig gerechnet hatte waren die doch wieder recht steilen Anstiege die mir immer wieder die Puste raubten. So ging es recht bald doch ziemlich zügig bergauf.

Unterwegs traf ich Thorsten aus Düsseldorf … Ich bin ihm vor zwei Tagen schon mal begegnet – da war er mit einem Kanadier unterwegs … er entpuppte sich alsbald als die männliche Version von Gesine – war den Frances auch schon mehrere Male gelaufen, wusste alles (vor allem besser) und hatte zu allem eine Meinung. Wir liefen eine Weile gemeinsam aber ich merkte recht bald, dass wir in vielen Dingen nicht zusammen passten. Es ist dann immer schwierig einen Weg zu finden, jemanden „hinter sich zu lassen“ dem man noch öfter begegnet, ohne ihn vor den Kopf zu stoßen … nach ungefähr zehn Kilometern traf ich einen der Italiener von vor zwei Tagen wieder – wir unterhielten uns kurz und Thorsten schien das auch als Gelegenheit zu sehen, sich zu verabschieden – ich hatte ohnehin angedeutet, dass ich eine kurze Pause benötigte.

Ich war also wieder für mich … nach einem kurzen Check meiner Schuhe und Socken ging es dann weiter – Villatuerta war schnell erreicht – dort versorgte ich mich nur mit ein Wenig Wasser und zog bald weiter … hinter einer Anhöhe entdeckte ich endlich einen geeigneten Platz für eine ausgiebigere Pause in meiner Hängematte …

Ich genoss die Ruhe, ignorierte die anderen Pilger und blieb ungefähr eine halbe Stunde bevor ich meinen Weg fortsetzte und gegen 14 Uhr Estella erreichte – Irocha war das nächste Ziel – der berühmte Weinbrunnen!

Diesen erreichte ich gegen 15 Uhr – und hatte auch Glück … bis auf die Dorfjugend, die mir beschwingt entgegenkam. Kein Pilger war anwesend – Wein gab es auch noch und so zapfte ich mir etwas, trank einen Schluck und machte mich auf den Weg, die letzten 10 Kilometer zu überwinden.

Nach ungefähr einem km durch die pralle Sonne und weiteren 50 Höhenmetern musste ich mich setzen – ich hatte den Wein etwas unterschätzt … Schatten und etwas Brot halfen. Doch ich hatte noch 6km vor mir – es half alles nichts – ich musste weiter.

So stapfte ich km um km durch die Gegend, um Villamayor noch vor dem Abendbrot zu erreichen … was ich allerdings vollkommen unterschätzt hatte, waren die ständigen, teils sehr steilen Auf- und Abstiege und die Hitze … es waren 25°C im Schatten und in der Sonne hatte man das Gefühl zu zerfließen. Es stellte sich übrigens heraus, dass der Berg, den ich morgens am Horizont entdeckt hatte, tatsächlich mein Ziel war.

Nach einem – mal wieder – endlos scheinenden Aufstieg, vorbei an Feldern und Wald kam mir erst eine Schulklasse entgegen, von der vor allem die halbstarken Jungs mich mit spöttischen Sprüchen anfeuerten (ich muss ziemlich fertig gewirkt haben), kam nach einer erneuten Kurve besagter Berg ins Blickfeld … allerdings ging es nicht einfach dorthin – nein … natürlich musste ich erst einmal wieder bergab gehen – klar!

Das hatte schon Norte – Vibes … aber egal – waren ja „nur“ noch zwei Kilometer.

Es ging also erst einmal bergab um dann wieder – wie sollte es auch anders sein – steil bergauf zu gehen – über buckelige und schmale Pfade … hab ich eigentlich erwähnt, dass es warm war? Aber egal – vorbei an einem Weinberg kämpfte ich mich den letzten km durch die pralle Sonne den Berg hinauf und erreichte gegen 17:15 Uhr Villamayor – ziemlich erschöpft aber froh mein Ziel letztendlich doch erreicht zu haben.

Der Tag war sehr lang – sehr warm und ich sehr erschöpft … meine Füße spielen zwar mit, Schmerzen aber abends doch deutlich … morgen geht es nach Logroño – 41km … je nachdem wie es mir geht und wie das Wetter ist, spiele ich aber mit dem Gedanken einen Teilabschnitt von ca. 10 km zu überspringen – leider gibt es dazwischen gerade keine Herbergen, in denen ich ein bezahlbares Zimmer oder Bett kriege – deswegen bleibt mir ggf. nur diese Möglichkeit.

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